Keynote Lecture Freitag

Jedes Jahr gibt es besondere Themen, die die Welt der Ophthalmologie besonders bewegen. Herausragende Experten behandeln diese Themen umfassend in halbstündigen Vorträgen.

 
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von Graefe Saal 11:45 - 12:15 27.09.2019
Keynote Lecture Fr13
Sehschärfe – subjektiv und objektiv – Albrecht von Graefe Vorlesung
Die Sehschärfe ist ein Schwellenwert an der Grenze zum Rauschen. Definiert ist die Sehschärfe als Wahrscheinlichkeit, mit der ein Sehzeichen jenseits des zufälligen Ratens erkannt wird. Mit dem Freiburg Visual Acuity & Contrast Test (FrACT) hat Prof. Bach ein Computerprogramm entwickelt, das die Sehschärfe halbautomatisch DIN-gerecht ermittelt. FrACT ist international in über 800 Publikationen verwendet worden und wird während des Vortrages demonstriert. Nach DIN wird die Sehschärfe dezimal skaliert. Bei dieser Skalierung dürfen in Diagrammen Sehschärfewerte nicht linear aufgetragen werden, richtig ist eine logarithmische Teilung; ferner darf man dezimale Sehschärfewerte nicht arithmetisch mitteln. Als Alternative bietet sich der logMAR an (der Logarithmus des Minimal Angle of Resolution. Diese Einheit ist zwar auf den ersten Blick nicht anschaulich, denn je höher die Sehschärfe, um so kleiner der logMAR. Einleuchtender wird logMAR, wenn man darunter den Sehverlust versteht. Bei jeder subjektiven Sehschärfeprüfung können die Angaben des Untersuchten unzuverlässig sein, insbesondere bei Gutachten. In solchen Fällen ist es hilfreich, die Sehschärfe mit objektiven Verfahren abzuschätzen. Am besten geeignet erscheint dafür die auf visuell evozierten Potentialen beruhende Methode. Diesen Ansatz hat Prof. Bach mit maschinellem Lernen verbunden und (bei verlässlichen Versuchspersonen) eine sehr hohe Übereinstimmung mit der subjektiven Sehschärfe erreicht.
Michael Bach (Freiburg)
Claus Cursiefen, Klinikdirektor (Köln)

Keynote Speaker: Michael Bach (Freiburg)

Prof. Dr. Michael Bach studierte Physik in Bochum und Freiburg. Nach der Dissertation folgte die Ernennung zum Leiter des Elektrophysiologischen Labors der Klinik für Augenheilkunde an der Universität Freiburg. 1991 habilitierte er sich für das Fach Neurobiophysik. Es folgten mehrere Forschungsprojektleitungen und schließlich 1998 die Berufung zum außerplanmäßigen Professor. Von 1999 bis 2015 war er Leiter der Sektion „Visuelle Funktion und Elektrophysiologie” an der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Herr Prof. Bach hat insgesamt 280 peer-reviewed-papers publiziert, 780 Vorträge und Poster präsentiert und über 20 Buchkapitel auf seinen Spezialgebieten verfasst. Für sein Lebenswerk wurde er auf dem 116. DOG-Kongress mit dem von-Graefe-Preis geehrt.